Raum: Kunstraum Kreuzberg

The Roots of Our Hands Deep as Revolt: Entangled Colonialities of the Green

Natur, Umweltschutz und koloniale Kontinuitäten

Eröffnung:

Freitag, den 17. November, ab 17 Uhr

Eine Ausstellung des Nyabinghi Labs in Kooperation mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Kenu – Lab’Oratoire des Imaginaires (Dakar), HAU Hebbel am Ufer (Berlin) und Chimurenga (Kapstadt) gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und andere grüne Praktiken haben in der Vergangenheit nicht-weiße und nicht-westliche Stimmen und Realitäten an den Rand gedrängt. Das Projekt „The Roots of Our Hands Deep as Revolt“: Entangled Colonialities of the Green erforscht die Geschichte dieser Ausgrenzungen, stellt das koloniale Narrativ der Dualität von Mensch/Natur in Frage und verbindet Umweltdiskurse mit antikolonialen Kämpfen.

Die Entstehung von Umweltschutz, Vegetarismus, ökologischer Landwirtschaft, Nudismus, Naturheilkunde und der Lebensreformbewegung (ca. 1880 – 1933) im Allgemeinen war eng mit den kolonialen Bestrebungen verbunden, eine Tatsache die bis heute ein blinder Fleck in der Forschung ist. Während das „Einssein mit der Natur“ für BiPoc in den Kolonien als Kriterium der „Rückständigkeit“ galt, postulierten die Lebensreformerinnen gleichzeitig eine „Rückkehr zur Natur“ als futuristisches und avantgardistisches Unterfangen in der Metropole, das die (weißen) Körper von den „Zwängen der Zivilisation“ befreien sollte.

Durch Ausstellungen, Performances, diskursive Programme und eine Publikation untersucht das Projekt, wie diese Diskrepanz Umweltdiskurse, -politik und -praktiken bis heute tiefgreifend geprägt hat. Es beleuchtet auch die Art und Weise, wie antikoloniale und dekoloniale Kämpfe die Binarität von Mensch/Natur und die damit verbundene Vorstellung von der Beziehung zwischen dem menschlichen Körper, der Natur und „Zivilisation“ in Frage gestellt haben. Die eingeladenen Künstlerinnen und Teilnehmer*innen erforschen Schwarze und radikal dekoloniale/queere Ökologien als Orte der Möglichkeit für alternative Vorstellungen von Natur, für zukünftige Visionen von Nachhaltigkeit, Gegenseitigkeit, Schwarzsein, (Nicht-)Menschlichkeit und ökologischer Verantwortung.

Das 18-monatige Forschungs- und Ausstellungsprojekt – initiiert von Nyabinghi Lab – bringt fünf Institutionen aus Berlin, Dakar und Kapstadt zusammen, die Ergebnisse sind in Form von künstlerischen Beiträgen im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zu sehen.

Voicing Bethanien

ein Ausstellungsort im Kontext.

Videoinstallation von Sonya Schönberger/Berliner Zimmer

Eröffnung:

Freitag, 1. September, ab 17 Uhr

Eine Ausstellung des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Kooperation mit dem Stadtmuseum Berlin, kuratiert von Sylvia Sadzinski & Vincent Schier mit der kuratorischen Begleitung von Nele Güntheroth gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa (Ausstellungsfonds für Kommunale Galerien und Fonds für Ausstellungsvergütungen Bildender Künstler*innen).

Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt Voicing Bethanien nimmt das 50-jährige Jubiläum des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zum Anlass, einen Blick auf die bewegte Vergangenheit eines Kreuzberger und Berliner Kulturortes zu werfen. In einer raumübergreifenden Videoinstallation der Künstlerin Sonya Schönberger, die aus vierzig Videointerviews mit Zeitzeug*innen der aktuellen Berliner Gegenwart entstehen, wird Voicing Bethanien zu einer vielstimmigen und individuell erlebbaren Erzählung über einen internationalen wie lokal verankerten und kommunalen Kunstort in einer Stadt, die geprägt ist von rasanten stadtpolitischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und Umbrüchen. Schönbergers Fokus auf individuelle Lebensgeschichten sowie die persönliche Verbindung zur Stadt Berlin, bilden den Rahmen dieser Interviewsammlung. Sie ist eine Fortführung ihres Videoarchivs Berliner Zimmer* und nimmt diesmal den Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zum inhaltlichen Ausgangspunkt für das Projekt.

In der nunmehr 50-jährigen Geschichte des Kunstraumes Kreuzberg/Bethanien sind dort zahlreiche Personen zusammengekommen, die den Berliner Kulturbetrieb nachhaltig geprägt haben und noch heute mitgestalten. Gleichzeitig war und ist der Kunstraum ein Treffpunkt für Menschen, die hier miteinander gearbeitet haben und dadurch eine gemeinsame Geschichte teilen. Voicing Bethanien ist somit auch eine Bestandsaufnahme einer Stadt und ihrer Kunst- und Kulturszene und zeigt auf, inwieweit diese miteinander verwoben ist, voneinander lernt, sich kontinuierlich verändert und in ihrer Pluralität wie auch Ambivalenz von biografischen Verortungen, Sichtweisen, Meinungen und künstlerischen Zugängen profitiert.

* Alle bisher geführten Interviews des Videoarchivs Berliner Zimmer sind unter www.berliner-zimmer.net zu sehen

Beyond Home.

Eine feministische Dekonstruktion eines Begriffs

Foto: Özlem Sarıyıldız

Eröffnung /
Opening

Freitag, 09. Juni, ab 17 Uhr

Künstler*innen /
Artists

Aleksandra Kononchenko,
Amina Maher,
Candaş Baş,
Ceren Oykut,
Havîn Al-Sîndy,
Işıl Eğrikavuk,
Marina Naprushkina,
Razan Sabbagh,
Ronak Moshtaghi,
Ruba Salameh,
Özlem Sarıyıldız,
Sara Nabil,
Seçil Yersel,
Sümer Sayın,
AKS (Selda Asal with
Gizem Akman,
Gizem Aksu,
Melika Akbari aka likabari,
Nour Sokhon,
Seda Mimaroğlu)

Künstler*innen / Artists
(Videos @Trailer)

Aslı Dinç,
AKS,
Raha Faridi,
Elaheh Habibi,
Nazgol Kashani,
Özlem Sarıyıldız,
Ceren Oykut,
Irina Berezneva
(Freefilmers Collective),
PEK

WAWA (Women* Artists‘ Web Archive)

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Eine Ausstellung des Kunstraum Kreuzberg/Bethanien kuratiert von Selda Asal, Şirin Fulya Erensoy und Özlem Sarıyıldız gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa (Ausstellungsfonds für Kommunale Galerie und Fonds für Ausstellungsvergütungen Bildender Künstler*innen).

Beyond Home ist ein Projekt, das aus vier Teilen besteht: (1) eine Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, (2) ein Wohnwagenanhänger, (3) eine interaktive Karte von WAWA (Women Artists Web Archive) und (4) eine Zeitung. Das Projekt beleuchtet das widersprüchliche Verständnis von HOME und dekonstruiert sein Image, indem es vielfältige Erfahrungen von HOME-MAKING aufzeigt. Das Projekt bezieht Künstlerinnen aus der Türkei, dem Iran, Lebanon, Syrien, Palästina, Afghanistan, Irak, Ukraine und Belarus mit ein. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Frauen, die aus besetzten Gebieten und/oder Konfliktzonen stammen und in den letzten zehn Jahren nach Berlin gezogen sind. Ausgehend von Sara Ahmeds Konzept des/ der “feministischen Spaßverderber*in” liegt der Schwerpunkt des Projekts darauf, mit den verschiedenen künstlerischen Arbeiten die diskursiven Komfortzonen Deutschlands in Bezug auf Migration und Grenzpolitik kritisch in den Fokus zu nehmen.

Folgende Fragen stehen dabei im Vordergrund: Was, wenn HOME kein ontologisch sicherer Raum ist? Was, wenn es keine Zuflucht bietet? Oder Stabilität? Was, wenn wir mehr als eine Heimat haben? Wenn Heimat der Raum ist, durch den die grundlegenden Formen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Institutionen konstituiert und reproduziert werden und der sozusagen zum Torwächter des Status quo wird, wie können wir dann die Machtmechanismen aufdecken, die diesen Rahmenbedingungen zugrunde liegen? In Anbetracht dieser Fragestellungen geht das Projekt über romantisierte Klischeevorstellungen von HOME und Heimat, über die aufgezwungene Verortung von “hier” oder “dort” und über imaginative Reisen, die sich aus Diskursen zu displacement und emplacement speisen, hinaus. Das Projekt wählt einen feministischen Ansatz, um Migrationserfahrungen aus einer intersektionalen Perspektive zu reflektieren und eine Diskussionsplattform für mögliche Allianzen zu schaffen.

* * *

[English]

An exhibition of Kunstraum Kreuzberg/Bethanien curated by Selda Asal, Şirin Fulya Erensoy and Özlem Sarıyıldız supported by the Hauptstadtkulturfonds and the Senate Department for Culture and Europe (Exhibition Fund for Municipal Gallery and Fund for Exhibition Remuneration of Visual Artists). Beyond Home is a project consisting of four parts: (1) an exhibition at Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, (2) a trailer, (3) the presentation of the Women Artists‘ Web Archive, and (4) a zine. The project brings to light the contradictory understanding HOME evokes and deconstructs the image of the home historically imposed and perpetuated in patriarchal contexts. The project involves women* artists from Turkey, Iran, Lebanon, Syria, Palestine, Afghanistan, Iraq, Ukraine and Belarus. These are essentially women who come from occupied territories and/or conflict zones and have moved to Berlin in the last ten years. Based on Sara Ahmed’s concept of the „feminist killjoy,“ the project focuses on critically examining Germany’s discursive comfort zones in relation to migration and border politics through the various artistic works.

The following questions are in the foreground: What if HOME is not an ontologically safe space? What if it does not offer refuge? Or stability? What if we have more than one home? If home is the space through which the fundamental forms of social relations and social institutions are constituted and reproduced, and which becomes the gatekeeper, so to speak, of the status quo, how can we uncover the mechanisms of power that underlie these frameworks? In light of these questions, the project moves beyond romanticized clichés of HOME of forced positionings of either “here” or there” and of imaginative journeys feeding displacement and emplacement discourses. The project chooses a feminist approach to reflect on migration experiences from an intersectional perspective and to create a discussion platform for possible alliances for a more just and equitable future.